„Eine Fülle an emotionalen Momenten“: Im Gespräch mit den developHER-Initiatorinnen Isa und Jessi

Isa Ewald (li.) und Jessica de Lafuente Torres
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Beschreibt Euch bitte in drei Hashtags.
Isa:
#hanseatisch #techverliebt #trashtvforever
Jessi: #latinfever #inlovewithIT #vegangirl

Seit wann gibt es die developHER und wie ist sie entstanden?
Isa:
„developHER ist 2018 aus der fixen Idee entstanden, den IT-Fachkräftemangel bereits an der Wurzel zu packen, dabei vor allem die Zielgruppe Frau zu adressieren. Seit ich 2010 zur Otto Group gestoßen bin, ist permanent – auch über das Unternehmen hinaus – vom so genannten ‚War for Talents‘ die Rede, wenn es um Tech im weitesten Sinne geht. Dagegen wollte ich etwas tun. Ich hätte nie gedacht, dass es jemals über ein developHER-Event hinausgehen würde. In erster Linie wollten wir ja nur ein Zeichen setzen: Schaut her, was für smarte Frauen bei uns arbeiten. Denkt auch mal an sie.“
Jessi: „Ja, und ich hatte das Dilemma, dass ich als IT-Quereinsteigerin oftmals Probleme hatte, das Gesagte in Meetings in eine für mich verständliche Sprache zu übersetzen. Oft habe ich mich dann dabei ertappt, dass ich mir gewünscht habe, dass mir das mal jemand nachvollziehbar vermittelt. Hinzu kommt, dass ich als Frau oft alleine den Runden saß – das hat mich zusätzlich frustriert. Als ich irgendwann mitbekommen habe, dass Isa schon sehr zielgerichtet an einem Projekt arbeitet, dass stark in diese Richtung geht, habe ich nicht lange gefackelt und mich eingeklinkt. Es war Liebe auf den ersten Blick (lacht).“

Was war Euer schönster developHER-Moment?
Isa:
„Auf die Gefahr hin, dass das jetzt ein bisschen platt klingt, aber die Aha-Momente sind den Teilnehmer*innen teilweise im Gesicht abzulesen. Und genau das ist ja auch unser Ziel: Ängste nehmen, Barrieren abbauen, begeistern. Und manchmal entstehen echte Freundschaften. Zu sehen, wie proaktiv Nummern oder E-Mail-Adressen ausgetauscht werden, macht einen schon sehr zufrieden.“
Jessi: „Unser Projekt besteht aus einer Fülle an emotionalen Momenten. Aber eine Sache lässt mich immer wieder fast schon sprachlos vor Begeisterung zurück. Das Engagement unserer ehrenamtlichen Coaches, die ihr Wissen bereitwillig weitergeben. Dass sie ihre Freizeit dafür opfern, ihr Know-how mit Frauen zu teilen, die sie gar nicht kennen. Das ist nicht selbstverständlich.“
Isa: „Und nicht zu vergessen: Der Erhalt des Deutschen Exzellenz-Preises in der Kategorie Digitalisierung & Menschen Anfang des Jahres. Eine echte Ehre.“

Was ist dieses Jahr anders an der developHER?
Jessi:
„Zunächst einmal können wir wegen Corona nur ein rein virtuelles Event anbieten.“
Isa: „Du meinst wohl eher: Festival! Es ist ein echtes Remote Wissens-Festival!“
Jessi: „Exakt: Wir haben fast 30 Sessions im Programm, unter anderem zu Themen wie Programmierung, Design Thinking, digitale Produktentwicklung, Künstliche Intelligenz, Data Science und Machine Learning. Das ist dann wiederum der Vorteil an einem virtuellen Event. Das Angebot ist skalierbar und man stößt nicht an räumliche Grenzen. Und wir haben mit Susan Danziger unsere erste transatlantische Keynote-Speakerin. Ein echtes digitales Bonbon.“
Isa: „Und erstmals haben wir ein spezielles Angebot für 11- bis 17-Jährige im Programm. Mit freundlicher Unterstützung der Hacker School in Hamburg.“ 

Welche Chancen seht Ihr in dem Format?
Isa:
„Ich denke, wir liefern mit dem Format generell eine Blaupause für Events, die Frauenspezifische Themen in den Mittelpunkt stellen. Niemand möchte stundenlange Frontbeschallung, sondern auch Networking und Inspiration erleben. Diese Mischung ist die Quintessenz von developHER. Und, dass wir viele ‚Wiederholungstäter*innen‘ haben zeigt uns, dass wir den richtigen Weg eingeschlagen haben.“

Lasst uns gemeinsam ein Blick in die Zukunft werfen: Wie geht es weiter mit der developHER?
Jessi:
„Wir sind gerade dabei, developHER als Bildungsmarke anzumelden, um das Format besser skalieren zu können. Natürlich wird es weiterhin die ‚großen‘ Events geben, aber kleinere Workshops und Seminare wollen wir auch anbieten. Ebenso würden wir die jüngere Zielgruppe auch gerne mehr ansprechen, zum Beispiel durch gezielte Schulkooperationen.“

Das Interview führten Rieke Martin und Inga Haustein